Muslime verstehen, dass der Islam Orientierung und Rechte für alle bietet, für Frauen, Männer, Reiche, Arme, Junge, Alte, Nicht-Behinderte, Behinderte, Muslime und (Rechte für) Nichtmuslime. All das nennen wir Islam, und wenn diese Rechte vernachlässigt werden, wird von Muslimen erwartet, dass sie unter dem Banner des ISLAM, dem Etikett „Islam“, „Quran“ und „Sunna“ entschlossen für diese Rechte kämpfen und dazu aufrufen. Alle Muslime sollten diese Bezeichnungen respektieren und können niemanden anfechten, der diese Bezeichnungen verwendet, es sei denn, seine Argumente stimmen nicht mit der Grundlage dieser Bezeichnungen [selbst] überein.

Angesichts all der Ungerechtigkeiten, die in der Welt geschehen, entscheiden sich jedoch einige dafür, sich an westlichen Ideologien zu orientieren, dies in der Hoffnung, dass ihr Kampf dadurch leichter zu gewinnen ist. Ein solcher Fall ist der Feminismus, der die Ursache für die Ungerechtigkeit in der Welt im Hass auf Frauen (!) sieht, den er Misogynie nennt. Mit Hilfe dieser „Theorie“ errichten Feministen eine ganze Kampagne von Forderungen, die zum Individualismus aufrufen. Leider haben einige in der muslimischen Gemeinschaft, die unter dem postkolonialen Problem des Nachplapperns des Westens leiden, das Etikett ebenfalls übernommen und gehofft, den Weg zur Lösung der Probleme der muslimischen Gemeinschaft zu erleichtern, indem sie „Feminismus“ als Banner [Motto/Slogan] verwenden und das Wort „muslimisch“ davor setzen – was so zu „muslimischem Feminismus“ wird.

Die Aufrufe dieser muslimischen Aktivisten, sich dem Feminismus anzuschließen, werden von der muslimischen Gemeinschaft jedoch zu Recht mit viel Widerstand beantwortet. Man sollte meinen, dass diese Aktivisten die Bezeichnung „Feminismus“ fallen lassen und ihren Kampf mit einer rein islamischen Terminologie fortsetzen würden, aber nein, sie beharren hartnäckig auf der Verwendung des Begriffs, bis hin zur Irrationalität.

Das Problem hier ist, dass einige Aktivisten darauf bestehen, das Wort „Feminismus“ zu verwenden. Es ist kaum zu glauben, wie viele Kämpfe, wie viel Fitna (Zwietracht) und wie viele Streitereien einige Muslime in ihrem Fanatismus in Kauf nehmen, um hartnäckig das Etikett „Feminismus“ zu verwenden und sich damit zu schmücken, koste es, was es wolle. Man sollte meinen, dass selbst die zynischsten Pragmatiker, die ISLAMISCHE Rechte für Frauen durchsetzen wollen, auf etwas so Problematisches wie das Etikett „Feminismus“ verzichten würden, und sei es nur, um all die kostspieligen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die ihnen durch seine Verwendung in den Weg gelegt werden. Aber nein, es scheint, dass für einige ihre Hingabe an diese Bezeichnung über alle Überlegungen und jeden Widerstand hinausgeht.

Natürlich liegt das Problem hier in der Verwirrung über die Tatsache, dass die meisten westlichen Philosophien nicht auf heiligen Büchern oder Schriften basieren, so dass es fälschlicherweise so aussieht, als könnte man sich jedes beliebige Etikett „aneignen“ und behaupten, dass „nicht der ganze X-ismus so ist“ und „meine Interpretation anders ist“, und es braucht nur eine einzige Person, die das sagt, um irgendwie das Gefühl zu haben, dass sie ein [solides] Argument vorgebracht hat.

Aber nicht jeder kann das englische Wörterbuch umschreiben und auch nicht die Zivilisation, die die Bezeichnung hervorgebracht hat. „Westlicher Feminismus“ ist Feminismus. Nachzügler und Muqalideen (Nachahmer) haben nicht das Recht, etwas neu zu definieren, bei dessen Definition sie gar nicht erst gefragt wurden.

Und selbst wenn eine Person eine bereits existierende Bezeichnung verwenden könnte, warum sollte sie eine wählen, die eindeutig mit einer Ideologie verbunden ist, die auf einer bestimmten Weltanschauung basiert (z. B. Individualismus)? Das ist so, als würde man sagen, dass Muslime sich mit dem Wort „Satanismus“ bezeichnen sollten, denn man kann ja argumentieren, dass „Satanismus“ lediglich der Glaube an die Existenz Satans ist! Man würde zu Recht erwarten, dass derjenige, der dieses Argument vorbringt, mit Spott bedacht wird, und sollte daher die gleiche Reaktion auf diejenigen erwarten, die andere Wörter mit bereits bestehenden ideologischen Bedeutungen verwenden.

Zweitens: Zu sagen, dass Kritik am Feminismus falsch ist, weil man eine andere Interpretation des Feminismus hat als die Zivilisation, die ihn geschaffen hat, verrät zweierlei über die Person, die das sagt: Entweder willst du trotz der Unvereinbarkeit von Islam und „westlichem Feminismus“ so sehr, dass Muslime deinem Anliegen folgen, dass du bereit bist, westliche ideologische Bezeichnungen zu verwenden, um ihre Unterstützung zu bekommen – oder du willst den Feminismus so sehr verteidigen, dass du sagst, es gäbe verschiedene „Interpretationen“ davon und setzt das Wort „muslimisch“ davor, nur um von muslimischen Bedenken abzulenken – und ich weiß nicht, was von beidem schlimmer und trügerischer ist.

Ich finde es seltsam, dass einige so hartnäckig das Etikett „Feminismus“ verteidigen, wenn man bedenkt, dass dieselben Personen mit den vielen Sheikhs und muslimischen Denkern, zu denen sie aufschauen, völlig zufrieden sind, die zahlreiche Bücher schreiben, in denen sie die Ideologie hinter den Etiketten „Kommunismus“ und „Kapitalismus“ widerlegen, obwohl es für beides zahlreiche unterschiedliche Interpretationen gibt. Ich frage mich, ob sie die Argumente dieser Sheikhs und muslimischen Denker genauso verurteilen würden wie diejenigen, die den Feminismus kritisieren.

Als Muslime sollten wir nicht noch mehr Verwirrung stiften, sondern zur Klarheit aufrufen – grenzen wir uns von Bezeichnungen ab, die eindeutig bereits existierende Bedeutungen haben, die entweder diejenigen verwirren, die verändert werden sollen [d. h. Muslime], oder diejenigen, die sie [die Bezeichnungen] aufgreifen, um Veränderung [der Religion] herbeizuführen.

Wenn wir ideologische Bezeichnungen, die der Westen erfunden hat, für unsere eigenen Zwecke verwenden, etablieren wir damit unwissentlich den Westen als intellektuellen Führer der Welt – und [Führer] von uns selbst.

Es ist sicher nicht so, dass viele Befürworter des Islams die Anliegen der Schwestern oder die Verweigerung der islamischen Rechte für Frauen ignorieren, nur weil sie sich weigern, die Münze Cäsars zu nehmen und das Wort „Feminismus“ zu verwenden. Menschen, die sich weigern, das Wort „Feminismus“ zu verwenden, sind keine „Frauenfeinde“, sondern Menschen, die wollen, dass Muslime auf ihren eigenen Dīn (Weltanschauung, Lebensweise) vertrauen, der sie leitet und ihre Probleme allein löst.

Aktivisten haben schwach argumentiert, dass die intellektuellen Angriffe auf den Feminismus den Interessen der muslimischen Schwestern schaden. Aber inwiefern schadet der Angriff auf den Feminismus den Interessen der Schwestern? Das ist so, als würde man sagen, dass der Angriff auf den Kommunismus den Interessen der Armen schadet. Wenn wir die Interessen der Schwestern nicht an den Feminismus knüpfen würden, würde es ihren Interessen nicht schaden, diesen überhaupt erst zu widerlegen. Das ist das Problem: Muslime sind ideologisch vom Westen abhängig, wie eine Krücke – und es fehlt ihnen an Originalität, Kreativität und damit an Authentizität bei der Lösung ihrer Probleme.

Die muslimische Gemeinschaft befindet sich derzeit in einem Zustand, der in den islamischen Texten als „Dschāhilīya“ (Zeitalter der Unwissenheit) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine Art Anarchie, in der muslimische Gesellschaften nicht von höheren Prinzipien beherrscht werden, sondern nur von oberflächlichen und plumpen Versionen einer sozialen Rangordnung, die sich hinter Worten wie „Respekt“ oder „Ehre“ oder einfach nur Angst verstecken. In solchen Gesellschaften und Denkweisen werden Männer und Frauen, die Armen, die Schwachen und die Aufrichtigen alle ungerecht behandelt, ihnen werden Rechte verweigert und sie werden ausgebeutet. Dieses Problem ist nicht auf Misogynie (Frauenhass) zurückzuführen, sondern auf Dschāhilīya – Anarchie, in der die Starken die Schwachen unterdrücken. Es ist nicht der Hass auf Frauen, der die Ungerechtigkeit verursacht, wie der Feminismus gerne behauptet, sondern die egoistischen Sorgen eines Volkes, das die Rechtleitung des Islam und die Rechte und Pflichten, die er verleiht, vergessen hat. Der Weg, diese Gesellschaft wieder gerade zu biegen, besteht nicht darin, alle Männer (und Frauen) als Frauenhasser zu beschuldigen, sondern vielmehr darin, die Menschen zu ihrem Lebenszweck und der Lebensweise zu erwecken, die sie von ihrer Versklavung durch die Menschen erlösen und sie dazu befreien wird, Diener ihres Schöpfers zu sein – und dem zu folgen, was ihnen Leben schenkt. Beschwere dich nicht nur über die Ungerechtigkeiten in muslimischen Gesellschaften, sondern zeige ihnen stattdessen eine bessere Lebensweise und etwas Wichtigeres, für das sie leben sollten.

Und schließlich, für all diejenigen, die immer noch argumentieren: „Der muslimische Feminismus unterscheidet sich vom ‚westlichen Feminismus‘ – verwechsle beides nicht miteinander!“. Dann zeig uns doch mal bitte die Unterschiede zwischen dem „westlichen Feminismus“ und dem „muslimischen Feminismus“, denn rate mal – westliche Feministen (zu denen auch diejenigen mit muslimischem Hintergrund gehören, die sich selbst als säkulare „Reformisten“ bezeichnen) verpacken den „westlichen Feminismus“ derzeit unter dem Etikett „muslimischer Feminismus“, um ihn für Muslime besser verständlich zu machen. Das bedeutet, dass der „westliche Feminismus“ (oder einfach [nur] Feminismus) derzeit unter dem Etikett „muslimischer Feminismus“ propagiert wird. Die eigentliche Frage, die ihr euch stellen müsst, ist also nicht: „Was ist der westliche Feminismus?“, sondern: „Was ist der ‚muslimische Feminismus‘ wirklich und wer spricht dafür?“ Denn es gibt viele säkulare Reformisten, die sich selbst als „muslimische Feministen“ bezeichnen und das gleiche „Recht“ beanspruchen zu sagen, dass sie den wahren „muslimischen Feminismus“ genauso vertreten wie jeder andere auch. Ich denke, du wirst feststellen, dass dies eine Büchse der Pandora ist, die sich nie schließt.

Muslimische Feministen versuchen es mit einer anderen Taktik: Sie argumentieren, dass „Feministen nicht alle gleich“ und daher „pauschale Aussagen über Etiketten ungültig sind“. Aber Feministen sind in einem Punkt alle gleich – sie bestehen darauf, sich „Feministen“ zu nennen, und es ist dieser gemeinsame Gebrauch eines geladenen [belasteten] Begriffs, der von Muslimen hinterfragt und kritisiert werden muss.

Frauen (und Männern) werden ihre islamischen Rechte in der Welt verweigert, aber wir sollten für diese islamischen Rechte unter einem besseren und eindeutigen Namen eintreten, den kein Muslim aufrichtig ablehnen kann – dem Islam. Wie schwer ist es, einfach und ausschließlich zu sagen: „Wir sind muslimische Aktivisten (Du’at) und wir fordern die islamischen Rechte für Frauen! Und diese Rechte werden durch den Quran und die Sunna bestimmt! Diese Rechte sind XYZ!“?

Ich finde das gar nicht so schwer, aber für einige scheint es ein Schritt zu weit zu sein.

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