Im 2. Teil der Diskussion über die Entstehung gleichgeschlechtlicher Anziehungen (SSA) befasst sich Waheed mit den Themen schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen, soziale Wunden, Körperbild und dem Männlichkeits-/Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex. Auch geht er auf die Rolle der Gesellschaft, der Medien und der Kultur ein sowie auf mögliche Auswirkungen der Trennung von den Eltern und negativer Ereignisse im Mutterleib. Die zweite Hälfte der Folge ist dem Thema sexueller Missbrauch gewidmet. Waheed befasst sich mit Forschungsergebnissen, betrachtet einen persönlichen Bericht und gibt den Überlebenden, ihren Angehörigen und der Gesellschaft insgesamt Ratschläge und Botschaften mit auf den Weg. Stehen Minderwertigkeitsgefühle und Mobbing-Erfahrungen im Zusammenhang mit SSA? Welche Rolle spielen Gesellschaft und Kultur bei der Entwicklung von SSA? Erhöhen Ereignisse von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung die Wahrscheinlichkeit, SSA zu entwickeln? Diesen und anderen Fragen geht Waheed in dieser Folge nach. *Triggerwarnung für Opfer und Überlebende von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. Die Episode ist auch für explizite Inhalte gekennzeichnet*

Einleitung der Folge

Waheed: Hier ist Waheed Jensen und du hörst gerade „A Way Beyond the Rainbow“ [Ein Weg jenseits des Regenbogens]. Assalamu alaikum wa rahmatullahi ta’ala wabarakatuh und willkommen zur 8. Folge von „A Way Beyond the Rainbow“, der Podcast-Reihe, die Muslimen gewidmet ist, die mit gleichgeschlechtlicher Anziehung [engl. same-sex attraction, kurz: SSA] zu kämpfen haben und ein Leben führen wollen, das im Einklang mit Allah (swt) und dem Islam steht. Ich bin euer Moderator Waheed Jensen. Vielen Dank, dass ihr bei der heutigen Folge mit dabei seid. In der heutigen Folge setzen wir die Diskussion fort, die wir letzte Woche über die Entstehung gleichgeschlechtlicher Anziehungen begonnen haben. Letzte Woche haben wir über genetische Faktoren gesprochen, darüber, ob es eine genetische Komponente für gleichgeschlechtliche Anziehung gibt, und auch über Veranlagung, und wir haben die Familiendynamik analysiert, insbesondere bei Männern, die gleichgeschlechtliche Anziehungen erleben, die Beziehung zur Mutter, die Beziehung zu anderen Geschwistern, aber auch die verinnerlichte Scham, die Distanziertheit [Abspaltung], die sich ergibt, und wie sich das auf die Beziehung zu sich selbst und die Geschlechtsidentität auswirkt, sowie die Art und Weise, wie sich das in der Jugend und im Erwachsenenalter fortsetzt. In dieser Folge werden wir inshaAllah [so Allah will] die Diskussion fortsetzen, indem wir über die Einflüsse schlechter Beziehungen zu Gleichaltrigen, den sogenannten Männlichkeits- oder Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex, die Rolle des Körperbildes sowie über Kultur und Gesellschaft und andere Gründe sprechen, die wir inshaAllah gemeinsam analysieren werden. Darum wird es im ersten Teil der Folge gehen. Im zweiten Teil der Folge werden wir uns mit dem Thema sexueller Missbrauch und dessen Zusammenhang mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen befassen und einige relevante Konzepte zu diesem Thema aufgreifen. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass diese Folge für viele Zuhörer ein Trigger sein könnte, vor allem der zweite Teil der Folge, in dem wir über sexuellen Missbrauch sprechen. Hier folgt also eine Triggerwarnung für Menschen, die sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung überlebt haben. Vor allem der zweite Teil wird sehr emotional und triggernd sein. Seid also bitte vorsichtig, wenn ihr euch diesen Teil anhört. Bitte hört ihn euch mit einem vertrauenswürdigen Freund oder Familienmitglied an. Bitte wendet euch an Angehörige, Berater oder Fachleute, wenn ihr das Gefühl habt, dass das ein Trigger sein könnte. Meldet euch bei mir, ich bin inshaAllah bereit, euch zuzuhören. Wir werden das gemeinsam durchstehen, inshaAllah. Und nur zur Info: Die Folge wurde wegen expliziter Inhalte gekennzeichnet, die für den zweiten Teil dieser Folge relevant sind, in dem wir dann über sexuellen Missbrauch sprechen.

Über schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen und den Männlichkeits- oder Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex

Waheed: Ich möchte diese Folge mit einem Zitat von Margot Rose beginnen:

Mein Kopf1 ist wie ein kleines Haus, in das Gleichaltrige einbrechen. Sie stellen meine Möbel um und durchwühlen die Schränke. Sie werfen Dinge raus, sie stellen Dinge rein und entfernen die Schrift an der Wand. Und wenn sie dann wieder rausgehen, ist es gar nicht mehr mein Kopf.

Der Stoff, der in dieser Folge besprochen wird, ist eine Darstellung aus zwei Büchern, die ich auch in der letzten Folge vorgestellt habe. Das erste ist Coming Out Straight: Understanding Same-Sex Attractions [Als Hetero outen: Gleichgeschlechtliche Anziehungen verstehen] von Richard Cohen, und das zweite ist The Battle for Normality: A Guide for (Self-) Therapy for Homosexuality [Kampf um Normalität: Ein Leitfaden für die (Selbst-)Therapie von Homosexualität] von Gerard Van Den Aardweg. Und im Abschnitt über sexuellen Missbrauch habe ich auch Forschungsstudien einbezogen. Beginnen wir also den ersten Teil der Diskussion, indem wir über schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen und den Männlichkeits- oder Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex. Van Den Aardweg argumentiert in seinem Buch The Battle for Normality: A Guide for (Self-) Therapy for Homosexuality, dass die elterlichen und erzieherischen Faktoren „vorbereitend“, prädisponierend [anfällig machend], aber nicht entscheidend sind. Das bedeutet im Grunde, dass die Familiendynamik und das, was wir in der Schule erleben, z. B. in Beziehungen zu unseren Geschwistern und Spielkameraden, vorbereitende und prädisponierende Faktoren sind, aber sie sind nicht entscheidend. Und so argumentiert er, dass der stärkste Zusammenhang nicht zwischen Homosexualität und der Vater-Kind- oder Mutter-Kind-Beziehungen besteht, sondern zwischen Homosexualität und Beziehungen zu Gleichaltrigen, wie er sagt. Er argumentiert, dass die Beziehungen zu Gleichaltrigen wiederum den wichtigsten Faktor erheblich beeinflussen können, nämlich, wie er sagt, „das Selbstbild des Jugendlichen in Bezug auf seine Männlichkeit oder ihre Weiblichkeit“. Hänseleien durch Altersgenossen, Minderwertigkeitsgefühle des Jungen oder des Mädchens gegenüber seinen/ihren Geschwistern, irgendeine körperliche Ungeschicklichkeit [Unbeholfenheit] oder, sagen wir, „Hässlichkeit“, d. h. das Gefühl, nicht gut genug auszusehen, vor allem in der Pubertät, oder die Einschätzung von Familienmitgliedern, „zu mädchenhaft“ für einen Jungen oder „zu jungenhaft“ für ein Mädchen zu sein. Es gibt ein sehr interessantes Beispiel, das Van Den Aardweg in seinem Buch anführt. Das Beispiel ist der verstorbene afroamerikanische Schriftsteller und Aktivist James Baldwin, der sich selbst als „homosexuell“ identifizierte und eine wichtige Persönlichkeit sowohl in der Bürgerrechtsbewegung als auch in der Schwulenbewegung war. James Baldwin erzählt, wie frustrierend die Vorstellung von „amerikanischer Männlichkeit“ für ihn war und wie sie ihn dazu brachte, sich selbst als Versager zu sehen. Van Den Aardweg sagt, dass Baldwin als Jugendlicher das Gefühl hatte, dass ihm die positive Tugend der Männlichkeit fehlte, um mit Altersgenossen zurechtzukommen. In der High School und während der Pubertät war das vielleicht noch schmerzhafter.

„Ich war körperlich eine Zielscheibe“, sagte er. „Es wirkte sich negativ auf mich aus, der klügste Junge und der kleinste Junge in der Klasse zu sein. Und ich habe gelitten.“

Er wurde gehänselt. Man gab ihm Spitznamen wie „Käferauge“ und „Weichei“ und er konnte sich nicht wehren. Sein Vater konnte ihn nicht bestärken [unterstützen], da er [selbst] ein schwacher Charakter war. Baldwin wurde von seiner Mutter und seiner Großmutter aufgezogen, ein behütetes Kind, in dessen Leben das männliche Element zu sehr fehlte. Sein Gefühl, von der Welt der Männlichkeit weit entfernt zu sein, wurde zusätzlich noch verstärkt, als er erfuhr, dass sein Vater nicht sein leiblicher Vater war. Seine Erfahrung könnte man so zusammenfassen: „Die anderen Jungs, die männlicher sind, sind gegen mich.“ Das spiegelt sich auch darin wider, dass er als „Weichei“ bezeichnet wird, „denn der Begriff bedeutet nicht, dass man als richtiges Mädchen gesehen wird, sondern dass man kein normaler Mann ist. Dass man ein minderwertiger Mann ist. Es ist fast gleichbedeutend damit, ein Schwächling zu sein, einer, der leicht weint wie Mädchen, der nicht kämpft, sondern flieht”, wie Van Den Aardweg sagt. Baldwin mag die „amerikanische Männlichkeit“ für seine Gefühle verantwortlich gemacht haben, aber in Wahrheit „kritisieren männliche Homosexuelle auf der ganzen Welt die Männlichkeit der Kultur, in der sie leben, denn sie fühlen sich in genau dieser Hinsicht minderwertig.“ Frauen mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen hassen aus demselben Grund das, was sie als vorgeschriebene Weiblichkeit empfinden: sich herausputzen, sich nur für „triviale Haushaltsdinge“ interessieren, das „attraktive süße Mädchen“ sein. Diese negativen Erfahrungen und das Gefühl, fehl am Platz zu sein, verstärken das Minderwertigkeitsgefühl. Sich als Junge weniger männlich oder als Mädchen weniger weiblich im Vergleich zu anderen Menschen zu fühlen, ist dieser spezielle Minderwertigkeitskomplex, den Van Den Aardweg beschreibt. Er sagt:

Jungen und Mädchen mit SSA fühlen sich nicht nur anders, d. h. ,minderwertig‘, sondern verhalten sich oft auch weniger männlich oder weiblich als ihre gleichgeschlechtlichen Altersgenossen und haben weniger geschlechtstypische Interessen. Sie haben atypische Gewohnheiten oder Persönlichkeitsmerkmale, die auf ihre Erziehung und die Beziehungen zu ihren Eltern zurückzuführen sind.

Und es hat sich in vielen Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass ein Mangel an männlichen Eigenschaften in der Kindheit und Jugend, wie z. B. mehr Angst vor körperlichen Verletzungen zu haben als andere Jungen, weniger aggressiv zu sein, nicht an den Lieblingsspielen von Jungen teilzunehmen, wie z. B. Fußball, Baseball, Basketball, je nachdem, wo du lebst [d. h. welche Sportart in deinem Land Nationalsport ist], die erste und wichtigste Tatsache ist, die mit männlicher Homosexualität in Verbindung gebracht wird. Erinnert euch daran, dass wir in der letzten Folge über Darryl Bems Exotic Becomes Erotic-Theorie [Exotisch wird erotisch] sprachen. Zur Erinnerung: Daryl Bem sagte, dass der Einfluss biologischer Faktoren auf die sexuelle Orientierung durch Erfahrungen in der Kindheit vermittelt werden kann. Das Temperament des Kindes macht es also anfällig dafür, bestimmte Aktivitäten anderen vorzuziehen. Aufgrund dieses Temperaments, das bereits durch biologische Variablen wie genetische Faktoren beeinflusst wird, fühlen sich einige dieser Kinder zu Aktivitäten hingezogen, die anderen Kindern des gleichen Geschlechts gefallen, während andere Aktivitäten bevorzugen, die für das andere Geschlecht typisch sind. Das führt dazu, dass sich ein geschlechtskonformes Kind anders fühlt als Kinder des anderen Geschlechts, während sich ein nicht-geschlechtskonformes Kind anders fühlt als Kinder seines eigenen Geschlechts. Van Den Aardweg sagt:

Die vorpubertäre und die pubertäre Phase zusammengenommen ergeben in erster Linie die Zeit, in der der junge Mensch sein Selbstbild in Bezug auf seine Position unter seinen gleichgeschlechtlichen Altersgenossen entwickelt.

„Gehöre ich zu ihnen?“ Er argumentiert:

Der Vergleich seiner selbst mit den anderen bestimmt sein Selbstbild in Bezug auf Geschlechtsmerkmale mehr als alles andere.

Ein junger homosexuell orientierter Mann brüstete sich damit, dass er sich nie minderwertig gefühlt habe und dass er immer fröhlich gewesen sei. Das Einzige, was ihn beunruhigte, war seiner Meinung nach die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz seiner Orientierung. Nach einiger Selbstrecherche bestätigte er, dass er in seiner Kindheit tatsächlich sorglos gewesen war und sich bei seinen beiden Eltern sicher fühlte, die ihn aber nur bis zur Pubertät überbehütet hatten. Von Kindheit an hatte er drei Freunde, von denen er sich zunehmend im Stich gelassen fühlte, weil sie enger miteinander wurden als mit ihm. Ihre Interessen entwickelten sich in Richtung „härterer Sport“. Ihre Gespräche drehten sich um Männersachen wie Mädchen und Sport und er konnte nicht mit ihnen mithalten. Er versuchte, sich für sie „wichtig“ zu machen, indem er den lustigen Jungen spielte, der alle zum Lachen brachte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Er wollte sich das selbst nie eingestehen, aber seine Jugendzeit war geprägt von Phasen der Traurigkeit und innerer Einsamkeit. Hier haben wir also den entscheidenden Punkt, wie Van Den Aardweg sagt. Der Junge, von dem er spricht, „fühlte“ sich in ihrer Gesellschaft [der Gesellschaft seiner Freunde] „schrecklich unmännlich“. Zu Hause war er ein behütetes Kind gewesen. Er war als ruhiger, wohlerzogener Junge erzogen worden. Seine Mutter war immer stolz auf seine guten Manieren gewesen. Er hat sich nie gestritten. „Du musst immer den Frieden wahren“, war der Lieblingsratschlag seiner Mutter. Später verstand er, dass sie übermäßig Angst vor Konflikten hatte. „Die Atmosphäre, die seine besonderen und weichen Impulse geformt hatte, war pietistisch [fromm] und übermäßig freundlich, aber nicht sehr persönlich2.” Das ist also das Argument, das Van Den Aardweg vorbringt. Das ist, was er als den Männlichkeits- oder Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex bezeichnet, das Gefühl, den Gleichaltrigen unterlegen zu sein. Er sagt:

Außerdem bildet sich der Männlichkeits- oder Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplex in der Regel erst in der Vorpubertät oder Pubertät. Ein Kind kann schon im Grundschulalter geschlechtsübergreifende Eigenschaften haben.

Geschlechtsübergreifend bedeutet, dass ein Kind Interessen und Eigenschaften des anderen Geschlechts hat, z. B. dass es als Junge eher weiblich und als Mädchen eher männlich ist, dass es sich als Junge für Mädchenspiele interessiert oder als Mädchen für Jungenspiele, und dass es all diese Eigenschaften zusammen aufweist. Und er sagt:

Ein Homosexueller könnte das im Nachhinein als Beweis dafür interpretieren, dass er schon immer ,homosexuell‘ war. Aber dieser Eindruck ist falsch. Erst wenn sich die Selbstwahrnehmung, als Mann oder Frau, als Junge oder Mädchen unzulänglich zu sein, festgesetzt hat und von Selbstinszenierung und homoerotischen Fantasien begleitet wird, kann und sollte man von Homosexualität sprechen.

Denn schließlich gibt es viele verweichlichte Jungen oder burschikose Mädchen, die nie homosexuelles Interesse haben, oder? Und das wissen wir. Viele Jungen mit SSA sind nicht typisch männlich, denn sie sind oft „übermäßig domestiziert“, sie sind „weich, trauen sich nicht, schwach“, während Mädchen mit SSA manchmal eher „aggressiv, herrschsüchtig, zu ,wild‘ oder unabhängig“ sind. Wenn solche Kinder in die Pubertät kommen, tragen diese Eigenschaften schließlich dazu bei, „dass die Jugendlichen sich mit anderen desselben Geschlechts vergleichen und ihre Selbstwahrnehmung der geschlechtlichen Minderwertigkeit formen/prägen“, wie er sagt. So wie der sich unmännlich fühlende Junge sich nicht mit seiner Männlichkeit identifiziert, wagt es das sich unweiblich fühlende Mädchen nicht, sich mit seiner weiblichen Natur zu identifizieren. „Man meidet das, weswegen man sich minderwertig fühlt3.“ Um das Bild der prädisponierenden Faktoren für einen geschlechtsspezifischen Minderwertigkeitskomplex zu vervollständigen, kann also auch der Selbstvergleich mit gleichgeschlechtlichen Geschwistern eine wichtige Rolle spielen. In solchen Fällen war der Junge „das Mädchen“ unter seinen Brüdern und das Mädchen war das „am wenigsten mädchenhafte“ unter ihren Schwestern. Auch dass man sich selbst als körperlich hässlich empfindet, ist auffallend häufig der Fall. Dazu gehört z. B. das Gefühl eines Jungen, dass sein Gesicht zu fein oder zu mädchenhaft, oder dass er kränklich oder behindert ist, vor allem, wenn das vielleicht [sogar] zutrifft. Viele Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung „fühlen sich gesellschaftlich ungeschickt oder fehl am Platz“. Es scheint zwei Polaritäten zu geben: Auf der einen Seite des Spektrums steht das Minderwertigkeitsgefühl, „ich bin nicht so gut wie die anderen“, und auf der anderen Seite die Selbstüberschätzung, „ich bin besser als alle anderen“. Und über dieses Pendel4 werden wir in der nächsten Folge sprechen, inshaAllah. Der Einzelne kann mehrmals am Tag zwischen Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstüberschätzung hin- und herschwenken. Vor allem in der Kindheit und Jugend fühlt man sich fehl am Platz, fühlt sich minderwertig und wird von Gleichaltrigen schikaniert. Es gibt z. B. viele Beschimpfungen und man wird von anderen herabgesetzt. Vielleicht ist der Junge so ein „Gutmensch“, oder er wird sozusagen als „Lieblingsschüler“ des Lehrers wahrgenommen, er ist unsportlich, dem Jungen fehlt es an „Härte“, oder das Mädchen ist „zu grob“. Sie ist im Vergleich zu anderen Mädchen viel „weniger mädchenhaft“. Es wird auch argumentiert, dass die Rolle des Vaters sehr wichtig ist, wenn es darum geht, dass ein Kind Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbaut und in der Schule Erfolgserlebnisse hat5. Besonders bei Jungen gibt es diesen Sinn für männliche Selbstbehauptung und Selbstbeherrschung, das der Vater bei seinem Sohn kultiviert. Wenn sich also ein Junge im Vergleich zu seinen gleichgeschlechtlichen Altersgenossen weniger männlich oder ein Mädchen weniger weiblich fühlt, verstärkt das das Gefühl, „nicht dazuzugehören“, noch weiter. Viele Jungen mit SSA hatten das Gefühl, nicht zu ihren Vätern und Brüdern oder anderen Jungen dazuzugehören und viele Mädchen mit SSA hatten das Gefühl, auch nicht zu ihren Müttern und Schwestern oder anderen Mädchen dazuzugehören. Dieses „nicht dazuzugehören“, all diese Minderwertigkeitsgefühle, die Einsamkeit, all das hängt miteinander zusammen. Die Frage ist jetzt, wie diese Gefühle zu homosexuellem Verlangen führen können.
Hier kommt der Begriff des Minderwertigkeitskomplexes ins Spiel, den Van Den Aardweg vorstellt. Er sagt, dass Kinder und Jugendliche auf Gefühle von Minderwertigkeit und Nichtzugehörigkeit automatisch mit Selbstmitleid oder Selbstinszenierung reagieren.

Sie nehmen sich innerlich als erbärmliche, arme Kreaturen wahr.

Und mit dem Wort „Selbstinszenierung“ beschreibt er „die Tendenz des Kindes, sich selbst als den tragischen Mittelpunkt der Welt zu sehen.“ Niemand versteht mich. Niemand liebt mich. Alle sind gegen mich. Mein Leben ist ein einziges Elend. Das junge Ich will und kann den Kummer nicht akzeptieren, geschweige denn dessen Relativität wahrnehmen oder ihn als etwas betrachten, das vorbei gehen wird. Die Reaktion mit Selbstmitleid ist sehr stark und es ist leicht, ihr nachzugeben. Das Kind oder der Jugendliche, das/der sich als „armes Ich“ fühlt, kann dieser Haltung verfallen, vor allem wenn er sich in sich selbst zurückzieht und niemanden hat, der ihm hilft, seine Probleme mit Verständnis, Ermutigung und Bestimmtheit zu bewältigen. Erinnert euch an die letzte Folge, in der wir darüber sprachen, wie all diese Traumata und Botschaften, die wir in den sensiblen und kritischen Jahren unserer Kindheit bekommen, besonders während der Geschlechtsentwicklung, verinnerlicht werden und sich in Scham verwandeln. Es gibt dieses Gefühl mangelnder Liebe, wenn man es zusammenfassen will, es ist ein Mangel an Liebe, nach der wir suchen. Und auf diese Weise interpretiert das Kind das. Im Sinne von: Niemand versteht mich. Niemand liebt mich. Alle sind gegen mich. Eine Menge Scham, eine Menge Schmerz, eine Menge Leid. Die Art und Weise, damit umzugehen, ist also Verständnis, Ermutigung, Liebe und Mitgefühl seitens der Eltern und Menschen, die dem Kind nahe stehen. Was Van Den Aardweg als Selbstinszenierung bezeichnet, ist besonders typisch für die Pubertät, „wenn der junge Mensch sich leicht als Held fühlt, als etwas ganz Besonderes, als etwas Einzigartiges, selbst wenn er leidet“. Er sagt:

Wenn das Festklammern an das Selbstmitleid bestehen bleibt und er nicht in der Lage war, damit durch angemessene Ermutigung und Hilfe umzugehen, dann entsteht der Minderwertigkeitskomplex. Im Geist ist diese Gewohnheit, sich wie ein ,armes, minderwertiges Ich‘ zu fühlen, gefestigt. Es ist dieses ,arme Ich‘, das sich als Junge unmännlich oder als Mädchen unweiblich, allein und nicht zur Gruppe der Gleichaltrigen zugehörend fühlt.

Anfangs wirkt dieses Selbstmitleid wie gute Medizin. Es gibt mir ein Gefühl der Stabilität. Es gibt mir ein Gefühl der Erleichterung. Aber dann wird es zu einer äußerst versklavenden Droge. An diesem Punkt „ist es unbewusst zu einer Gewohnheit des Selbsttrosts geworden, der konzentrierten Selbstliebe“, wie er sagt.

Das Gefühlsleben ist neurotisch geworden, die Person wird im Grunde süchtig nach Selbstmitleid. Bei der instinktiven, starken Egozentrik des Kindes oder Jugendlichen geschieht das automatisch, wenn es keine liebevollen und ermutigenden Eingriffe von außen gibt.

Das bedeutet, dass Kinder eine typische egozentrische Haltung haben, die Teil des Wachstums und völlig normal ist. Aber durch all den Schmerz, die Scham, das Leid und die Traumata wird diese Egozentrik zusätzlich noch verstärkt, weil wir dazu neigen, uns auf diese Weise zu schützen. Das ist sozusagen Teil des Überlebensmechanismus unseres Geistes. Wenn wir also keine Liebe, kein Mitgefühl und kein Verständnis von unseren Eltern, unseren Nahestehenden und den Menschen, die uns wichtig sind, bekommen, wird diese Art Selbstmitleid und Selbstabscheu zu der Art und Weise, wie wir die Welt sehen. Es wird zu unserer Standardeinstellung.

Das Ego wird immer der verletzte, arme Mensch bleiben, der sich selbst bemitleidet. Es bleibt das gleiche Kinder-Ich. Es ist, als ob wir nicht aus dieser Phase herauswachsen.

Der Minderwertigkeitskomplex wird also, wie er sagt, „von einem dauerhaften Selbstmitleid genährt, von einem inneren Jammern über sich selbst.“

Ohne dieses kindliche oder jugendliche Selbstmitleid gibt es keinen Komplex. Minderwertigkeitsgefühle können vorübergehend bestehen, aber wenn dieses dauerhafte Selbstmitleid Wurzeln schlägt und sich etabliert, bleiben sie lebendig, oft so frisch und so stark, dass die Person, wenn sie 50 ist, so ist wie als sie 15 war.“

Der Begriff „Komplex“ bedeutet, dass sich die Minderwertigkeitsgefühle verselbstständigt haben, dass sie immer wiederkehren und ständig aktiv sind, auch wenn sie zu manchen Zeiten intensiver sind als zu anderen.

Psychologisch gesehen bleibt die Person zum Teil das Kind oder der Jugendliche, der sie war, und reift in dem Bereich, in dem die Minderwertigkeitsgefühle herrschen, nicht mehr oder kaum noch. Bei Homosexuellen ist das der Bereich des Selbstbildes in Bezug auf die Geschlechtsmerkmale und das geschlechtsbezogene Verhalten.

Dieser Minderwertigkeitskomplex führt bei vielen Männern und Frauen mit SSA dazu, „dass sie sich über ihren körperlichen oder geistigen Zustand beschweren, darüber, dass sie von anderen ungerecht behandelt werden, über ihr Leben, ihr Schicksal und ihre Umwelt.“ Das ist sehr typisch für zu viele von ihnen, ebenso wie für diejenigen, die die Rolle des Immerglücklichen spielen. „In der Regel sind sie sich ihrer Selbstmitleidsucht nicht bewusst“, wie er sagt, „sie sehen ihre Beschwerden als gerechtfertigt und nicht aus einem Bedürfnis, sich zu beklagen und selbst zu bemitleiden, an. Dieses Bedürfnis nach Elend und Selbstquälerei ist eigenartig“, sagt er. Er drückt es so aus:

Es gibt eine gewisse Anhänglichkeit am Vergnügen des Jammerns und des Selbstmitleids, am Spielen der Rolle des Tragischen.

Ich verstehe, dass einige von euch, die das hier hören oder vielleicht das Buch lesen, das als ziemlich beleidigend empfinden könnten, als ziemlich entfernt [weithergeholt von der Realität] und ziemlich harte Worte. Und ich verstehe, dass das nicht einfach ist, aber wenn wir es rational betrachten und darüber nachdenken, inwiefern es in uns nachhallt… viele von uns haben doch das Gefühl, minderwertig zu sein, nicht dazuzugehören, zu Angehörigen unseres eigenen Geschlechts, oder etwa nicht? Wir hatten das Gefühl, dass wir keine Jungen unter Jungen oder Männer unter Männern, Mädchen unter Mädchen oder Frauen unter Frauen sind. Es gab etwas, das einfach anders war, stimmt’s? Wir hatten das Gefühl, dass wir nicht dazugehören, dass irgendetwas nicht passte. Und viele von uns haben sich aufgrund der Scham, die wir verinnerlicht haben, des Leids und des Schmerzes selbst bemitleidet, sich minderwertig gefühlt und sich noch mehr distanziert. Und das ist die Grundlage für den Minderwertigkeitskomplex. Er entsteht durch unsere Beziehungen zu Gleichaltrigen, durch die Art und Weise, wie wir uns selbst im Verhältnis zu Gleichaltrigen, Freunden und Kollegen desselben Geschlechts wahrnehmen. Außerdem haben die meisten von uns das Gefühl, dass sie in Leichtathletik fehl am Platz sind, besonders Männer mit SSA. Und selbst wenn es um Männer oder Frauen geht, die an Leichtathletik teilnehmen, die selbst SSA haben, gibt es immer noch das Gefühl, weniger passend oder minderwertig zu sein. Und wenn wir über Jungen mit SSA sprechen, die eher künstlerisch veranlagt sind, dann haben sie sich ganz aus dem Sport zurückgezogen, entweder aus eigenem Antrieb heraus, weil sie das Gefühl haben, dass das nichts Interessantes für sie ist, oder als Abwehrreaktion auf die männliche Erfahrung, vom Vater oder Bruder oder sogar vom eigenen Körper losgelöst6 zu sein. Um dieses geringe Selbstwertgefühl zu kompensieren, wird der Junge zum Perfektionisten, bis hin zum toxischen Perfektionismus. Und das ist irgendwie der Versuch des Geistes, Akzeptanz zu bekommen. Für den Heilungsprozess ist es sehr wichtig, dass Männer lernen, Männer unter Männern zu sein, und dass Frauen lernen, Frauen unter Frauen zu sein. Darüber werden wir inshaAllah in späteren Folgen sprechen. Die Teilnahme an Gruppensportarten für Männer und an weiblichen Aktivitäten für Frauen ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Heilung und das Erleben der Geschlechtsidentität. Und wird werden inshaAllah in späteren Folgen noch genauer darauf eingehen. Wenn es um Verletzungen des Körperbildes und das Gefühl der Entfremdung von unserem Körper geht, haben wir alle unterschiedliche Körper – einige von uns sind vielleicht Spätzünder, kommen später in die Pubertät als ihre Altersgenossen, einige von uns reifen früher als ihre Altersgenossen. Einige von uns haben körperliche Behinderungen. Einige von uns sind vielleicht kleiner oder größer als der Durchschnitt. Einige von uns sind sehr dünn, andere sind übergewichtig. All diese Unterschiede können dazu führen, dass wir viel Kritik einstecken müssen. Oder wir nehmen bestimmte Dinge, bestimmte Reaktionen unserer Mitschüler als Kritik oder Beurteilung wahr, nicht weil sie uns tatsächlich kritisieren, sondern weil wir uns ohnehin schon minderwertig fühlen. Wir sind übermäßig wachsam und neigen daher dazu, all diese Botschaften in einem negativen Licht zu interpretieren. Zusätzlich zu den Altersgenossen sind manchmal auch die Reaktionen der Eltern sehr negativ. Manche Eltern kritisieren direkt oder indirekt, wie ihr Kind aussieht oder sich verhält. All das trägt zu einem geringen Selbstwertgefühl bei, weil „ich mich unzulänglich fühle. Ich fühle mich unsicher wegen meines Aussehens.“ Es gibt also diesen Aspekt der tatsächlich erhaltenen oder wahrgenommenen sozialen Kritik und Ablehnung. Hinzu kommt, dass sich der Junge von seiner Vaterfigur und seinem eigenen Geschlecht und sich schließlich von seinem eigenen Körper löst, indem er die Männlichkeit ganz ablehnt. Und das Mädchen löst sich von der Mutterfigur, vom eigenen Geschlecht, vom Körper und damit von der Weiblichkeit.

Über Kultur und Gesellschaft

Waheed: Lasst uns jetzt über Kultur und Gesellschaft sprechen. In der 5. Folge haben wir uns mit der Rolle der Medien und der Popkultur befasst, die den schwulen [homosexuellen] Lebensstil als etwas sehr Glamouröses darstellen und sogar dazu ermutigen. Heutzutage werden viele Mythen und Fehlinformationen verbreitet. Außerdem leben wir in einer globalisierten Welt, die immer stärker sexuell aufgeladen ist. Wir werden tagtäglich mit sinnlichen und eindeutig sexuellen Inhalten bombardiert. Egal, ob es sich um Reklametafeln [Plakate], Zeitschriften, Zeitungsartikel oder Online-Inhalte auf Social Media Seiten handelt, such es dir aus. Sex und Sexualität werden in Fernsehsendungen, Lektüren und Diskussionen stark betont, ob öffentlich oder nicht. Wir haben uns daran gewöhnt, halbnackte und nackte Körper zu sehen. Unsere Vorstellungen von Schönheit, Weiblichkeit und Männlichkeit haben sich im Laufe der Zeit radikal verändert und wir sind gegenüber diesen Themen desensibilisiert worden. Es werden unglaublich viel Zeit und Ressourcen darauf verwendet, diese „besseren Körper“ zu kreieren, diesen muskulösen, traumhaften, gutaussehenden Mann und die hinreißende Frau mit den perfekten Gesichts- und Körperzügen. Hinzu kommt, dass Pornografie heutzutage leicht zugänglich und weit verbreitet ist und viele Jungen und Mädchen ihr ständig ausgesetzt sind. Das hat unzählige schädliche Auswirkungen auf den Geist, das Herz, den Körper und die Seele. Wenn man früh mit sexuellen Bildern in Berührung kommt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man damit experimentiert und es schließlich [sogar] genießt7. Menschen mit einer angeborenen Sensibilität [Empfindlichkeit] oder Anfälligkeit für gleichgeschlechtliche Anziehungen können eine „Kostprobe“ bekommen und dabei süchtig werden. Es macht süchtig und wird zu einem Teufelskreis, in dem sie gefangen sind. Übermäßiger Pornokonsum und Selbstbefriedigung, vor allem wenn diese Fantasien und erotische Vorstellungen von gleichgeschlechtlichen Partnern beinhalten, führen zu einer Verstärkung des Dopamin-Effekts. Dieses Hormon [Dopamin] im Gehirn ist mit Belohnung und Euphorie verbunden und all diese sensorischen Bahnen im Gehirn werden tief verankert, so dass all dies noch weiter verstärkt wird. Je mehr Belohnung, je mehr Vergnügen, desto mehr wird es mit der Zeit zu einer Sucht, einem Suchtverhalten. Selbst wenn jemand anfangs neugierig war oder sich nicht dafür interessierte, hat die belohnenden Wirkung das Potenzial, mit der Zeit süchtig zu machen und sich durchzusetzen. Es ist auch erwähnenswert, dass heutzutage die Kultur und Gesellschaft, besonders in den westlichen Ländern, das Experimentieren fördert. Selbst gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen werden nicht nur [inzwischen] als normal gesehen, sondern unter dem Deckmantel der Toleranz noch gefördert. In Wirklichkeit aber… Nehmen wir an, es gibt einen Jungen oder ein Mädchen, der/die nicht in das Bild von jemandem mit SSA passt, dann hat er/sie vielleicht nicht unbedingt gleichgeschlechtliche Anziehungen. Aber sagen wir mal, sie experimentieren mit der Idee und mögen sie schließlich oder sind in dieser Welt gefangen. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Jungendlicher, der ständig von weiblichen Gleichaltrigen zurückgewiesen wurde und dann dachte: Na gut, dann lass es mich eben mal ausprobieren. Vielleicht bin ich ja schwul. Er probierte es aus und experimentierte mit Männern und wurde schließlich von der schwulen Gemeinschaft, insbesondere von schwulen Männern, angenommen und fand Gefallen an der schwulen Kultur. Und so landete er dort. Es ist sehr wichtig, die Rolle von Kultur und Gesellschaft zu berücksichtigen, wenn es um gleichgeschlechtliche Anziehung geht.

Trennung und Erfahrungen im Mutterleib

Waheed: Jetzt gibt es aber auch noch andere Gründe, die in der Literatur häufiger genannt werden. Wenn wir z. B. über Scheidungs- oder Todesfälle eines Elternteils sprechen, haben viele Kinder das Gefühl, dass sie die Schuld an der Scheidung ihrer Eltern oder dem Tod eines oder beider Elternteile tragen, besonders wenn dies sich in einer sehr sensiblen Phase im Leben des Kindes zutrug. Das Kind empfindet dies als persönliche Ablehnung und kapselt sich weiter von anderen und von sich selbst ab. Ein immer wiederkehrendes Szenario, das sich in seinem Kopf abspielt, ist: Wenn ich doch nur nicht dies oder das wäre, wenn ich doch nur nicht dies und das getan hätte. Das ist sehr wichtig zu bedenken. In einigen Fällen kann es [auch] mit Adoption zusammenhängen. Das hängt davon ab, wann das Kind diese Veränderung in seinem Umfeld erlebt hat und wie seine Beziehung zu den Adoptiveltern war, insbesondere zu dem Elternteil des anderen Geschlechts. Dies kann zu einer Vielzahl von Bindungsstörungen beitragen, sowohl bei den Adoptiveltern desselben als auch des anderen Geschlechts. Ein sehr interessanter Zusammenhang mit SSA sind die Erfahrungen im Mutterleib – noch bevor der Junge oder das Mädchen geboren wird. Dazu gibt es eine ganze Reihe interessanter Forschungsstudien. Im besten Fall ist die Schwangerschaft für die Mutter und das ungeborene Kind eine sehr, sehr verletzliche Zeit. Wir wissen, dass Babys im Mutterleib wachsam, sensibel und reaktionsfähig sind und zumindest auf zellulärer Ebene lernen und sich erinnern können. Die Forschung hat gezeigt, dass alles, was die Mutter aus der Fassung bringt, auch den Fötus aus der Fassung bringen kann. Babys fühlen, was ihre Mütter auf einer physiologischen und sensorischen Ebene fühlen. Darüber hinaus kann ein Fötus spüren, ob er erwünscht oder unerwünscht ist, wie einige Forschungsstudien gezeigt haben. Ich zitiere hier:

Sie spüren und reagieren auf Liebe und Hass sowie auf Ambivalenz und Zweideutigkeit.

Viele Studien haben gezeigt, dass die ersten Lebenserfahrungen im Mutterleib die Persönlichkeit eines Kindes prägen. Der Fötus kann hören, sehen, erleben, schmecken und fühlen. Was das Kind fühlt und wahrnimmt, prägt seine Einstellung und seine Erwartungen an das Leben. Die Hauptquelle für diese prägenden Botschaften ist die Mutter des Kindes, aber auch die Gefühle des Vaters gegenüber seiner Frau und dem ungeborenen Kind beeinflussen den Fötus.8 Forscher haben auch herausgefunden, dass Stress oder negative Emotionen, die eine schwangere Mutter erlebt, sie vor der Geburt in einen negativen emotionalen Zustand versetzen können, was sich negativ auf ihr Feingefühl sowie ihre Fähigkeit auswirkt, am Bindungsprozess teilzunehmen, der, wie wir bereits sagten, in der frühen Kindheit sehr wichtig ist. Wenn es bei der Geburt Komplikationen oder Krankenhausaufenthalte gab, also irgendeine Form der Trennung, haben einige Männer und Frauen als Neugeborene vielleicht auch eine physiologische Abstumpfung ihres Geistes und Körpers erlebt, um sich gegen den Schock des Traumas zu wehren, was den notwendigen Bindungsprozess weiter behindert. Eine Mutter, die während der Schwangerschaft Schwierigkeiten in der Beziehung zu ihrem Mann hat oder sich abgelehnt, ungeliebt oder unerwünscht fühlt, oder die während der Schwangerschaft andere schmerzhafte Gefühle erlebte, kann einige dieser Gefühle und Gedanken auch auf das Kind übertragen. Es gibt also eine gewisse, sagen wir, Veranlagung für Vertrauen, Offenheit und Selbstvertrauen, wenn der Mutterleib warm und hegend/annehmend war, oder vielleicht eine Veranlagung für Misstrauen, wenn der Mutterleib nicht hegend/annehmend war. Die Beziehung zu anderen wird schwierig und auch die Durchsetzungskraft. Das ist also eine interessante Ursache, die man in Betracht ziehen sollte.

Über sexuellen Missbrauch: Studien und Statistiken

Waheed: Jetzt kommen wir zum 2. Teil der Folge, in dem wir über die Rolle des sexuellen Missbrauchs sprechen. Wie gesagt ist der Inhalt, der ab diesem Punkt der Folge vorgestellt wird, sehr triggernd, besonders für Überlebende von sexuellem Missbrauch in der Kindheit oder Vergewaltigung, und er beinhaltet einige explizite Inhalte. Wir werden das inshaAllah schrittweise angehen. Zunächst werde ich einige Statistiken aus Forschungsstudien zitieren und erklären, wie diese mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen zusammenhängen könnte. Danach werde ich auf einen persönlichen Bericht sowie einige Botschaften zum Mitnehmen eingehen, von denen ich hoffe, dass die Zuhörer sie berücksichtigen. Sexueller Missbrauch in der Kindheit wurde in vielen Studien ausführlich untersucht und es wurde immer wieder festgestellt, dass er bei einem hohen Prozentsatz der Erwachsenen, die sich als „homosexuell“ identifizieren, vorkommt: Bei Frauen mit SSA gibt es einen sehr hohen Prozentsatz an sexuellem Missbrauch durch Männer und bei Männern mit SSA gibt es ebenfalls einen sehr hohen Prozentsatz an sexuellem Missbrauch. Viele Studien haben gezeigt, dass die Verwirrung über die sexuelle Orientierung eine Folge frühen sexuellen Missbrauchs ist und dass es eine starke Korrelation mit homosexuellen Aktivitäten im Jugend- und Erwachsenenalter gibt. David Finkelhor, ein führender Forscher auf dem Gebiet sexuellen Missbrauchs in der Kindheit, fand heraus, dass Jungen, die von älteren Männern missbraucht wurden, viermal häufiger homosexuell aktiv waren als solche, die das nicht wurden. Robert Johnson und Diane Shrear beobachteten in ihrem 1985 veröffentlichten Artikel Sexual Victimization of Boys Jugendliche über einen Zeitraum von sechs Jahren und fanden heraus, dass die Jungen, die missbraucht wurden, sich siebenmal häufiger als homosexuell und sechsmal häufiger als bisexuell identifizierten als Jungen, die nicht missbraucht wurden. Viele epidemiologische Studien zwischen 2000 und 2010 haben einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Misshandlung in der Kindheit und gleichgeschlechtlicher Sexualität im Erwachsenenalter festgestellt, wobei „Lesben“ und „Schwule“ 1,6- bis 4-mal häufiger von sexuellem und körperlichem Missbrauch berichten als Heterosexuelle. Auch „lesbische, bisexuelle und heterosexuelle Frauen“ mit gleichgeschlechtlichen Partnern wurden in ihrer Kindheit sexuell missbraucht, und zwar 2,9- bis 5,3-mal häufiger als Frauen in andersgeschlechtlichen Beziehungen. Dasselbe gilt für „schwule, bisexuelle und heterosexuelle Männer“ mit gleichgeschlechtlichen Partnern – die Wahrscheinlichkeit, als Kind sexuell missbraucht worden zu sein, ist 7,9 bis 12,8 Mal höher als bei Männern in Beziehungen mit dem anderen Geschlecht. Unzählige professionelle Berater, darunter Pastoren, Imame, Psychologen und Psychiater, bestätigen, dass viele Menschen mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen, die sie betreuen, als Minderjährige sexuell missbraucht wurden. Camille Paglia, eine Akademikerin und bekennende lesbische Feministin, sagt:

Jede einzelne homosexuelle Person, die ich kenne, hat in ihrer Kindheit ein Drama erlebt. Irgendetwas ist passiert, nach dem wir nicht mehr fragen dürfen.

Und damit meint sie schlechte Beziehungen zu den Eltern, sexuellen Missbrauch oder andere Faktoren. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle „schwulen Männer“ als Jungen missbraucht wurden, denn es gibt viele Ursachen für SSA, wie wir schon sagten, und nicht alle Jungen, die missbraucht wurden, werden „schwul“, und wahrscheinlich ist einer der Gründe dafür, dass sie eine geringere Anfälligkeit hatten, eine homosexuelle Orientierung zu entwickeln. Wie gesagt, wie ihr euch erinnern könnt, haben wir in der letzten Folge gesagt, dass es eine Konstellation von Faktoren gibt, also viele Variablen, die zusammenkommen, und dass es auf jede einzelne Person ankommt [ob daraus SSA resultiert]. Wenn so viele Faktoren gleichzeitig zusammenspielen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, gleichgeschlechtliche Anziehungen zu entwickeln. Aber angesichts all dessen lässt sich nicht leugnen, dass unverhältnismäßig viele Männer mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen als Jungen missbraucht wurden, ebenso wie Frauen mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen als kleine Mädchen. Und das hat sicherlich auf die eine oder andere Weise zu ihrer sexuellen und emotionalen Entwicklung beigetragen. Dennoch ist es heutzutage ein Tabu, sexuellen Missbrauch in der Kindheit mit der anschließenden gleichgeschlechtlichen Orientierung oder sogar der „homosexuellen Identität“ in Verbindung zu bringen, denn das widerspricht in vielerlei Hinsicht dem „Ich bin so geboren“-Paradigma und würde irgendwie die Tatsache unterstreichen, dass homosexuelle Anziehungskraft nicht „natürlich“ und nichts „Positives“ ist. Jemand könnte [jetzt] sagen: „Na ja, es geht ja nicht nur um ,Homosexuelle‘, was ist mit dem Problem, dass Lehrer Sex mit ihren Schülern haben, dass Lehrerinnen männliche Schüler missbrauchen oder dass männliche Lehrer weibliche Schüler missbrauchen? Was ist mit Vergewaltigungen? Es ist nicht so, dass es ein Monopol auf homosexuelle Menschen gibt.“ Es ist sehr wichtig festzuhalten, dass wir alle darin übereinstimmen, dass dies schrecklich ist, dass dies ein Akt des Missbrauchs ist. Und die meisten von uns stimmen zu, dass ein solches Trauma die sexuelle und emotionale Entwicklung eines Kindes negativ beeinflussen kann. Doch wenn es z. B. um Jungen geht, die sexuell missbraucht wurden und sich als „schwule Männer“ entpuppen, wird uns gesagt, dass dies überhaupt nicht zu ihrer homosexuellen Entwicklung beigetragen hat. Und in vielen schwulen Kreisen werden solche Beziehungen heutzutage oft in einem positiven und fördernden [erziehenden] Licht betrachtet, weil man davon ausgeht, dass der Junge sich seiner gleichgeschlechtlichen Anziehung bereits bewusst war und der ältere Mann als eine Art „Mentor“ diente. Oft wird angenommen, dass der Junge sich nach einer sexuellen Beziehung zu einem älteren Mann sehnte. Ehrlich gesagt, ist das sehr beunruhigend [verstörend]. In der epidemiologischen Forschung haben Forscher vier Erklärungen für den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch in der Kindheit und gleichgeschlechtlichen Anziehungen oder der Identifizierung als „homosexuell“ aufgestellt:

  1. Die Entwicklung einer gleichgeschlechtlichen Sexualität verursacht Misshandlungen in der Kindheit. Man kann sich das so vorstellen, dass Jugendliche, die ihre gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung offenbaren, zur Zielscheibe von Misshandlungen werden und/oder dass Jugendliche, die gleichgeschlechtliche Anziehungen erkunden, sich in riskante Situationen begeben, was die Wahrscheinlichkeit von Misshandlungen erhöht.
  2. Minderheiten einer sexuellen Orientierung (Personen, die sich als Teil der LGBT-Gemeinschaft identifizieren) zeigen in der Kindheit überproportional häufig geschlechtsuntypische Verhaltensweisen und werden deshalb misshandelt.
  3. Es gibt eine Menge Unterschiede, die auf den Einfluss des sexuellen Missbrauchs auf die sexuelle Orientierung zurückzuführen sind, und viele davon sind rückblickend, d. h. die Männer und Frauen werden im Erwachsenenalter befragt und neigen irgendwie dazu, sich an die Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit zu erinnern. Es gibt also eine Art differenzierte Erinnerung, entweder weil es einen Aspekt der Selbstreflexion während des Outing-Prozesses gibt, oder weil es eine differenzierte Bereitschaft gibt, stigmatisierende Erfahrungen zu bestätigen, wie Corliss und sein Team 2002 berichteten.
  4. Die Misshandlung erhöht die Wahrscheinlichkeit einer gleichgeschlechtlichen Sexualität. Hierfür gibt es vier Erklärungen: Erstens kann die Misshandlung zu einem Verlust des Selbstwerts [Selbstwertgefühl] führen und bei den Opfern eine stigmatisierte Identität schaffen. Daher ist eine misshandelte Person mit gleichgeschlechtlicher Präferenz möglicherweise eher bereit, eine andere stigmatisierte Identität anzunehmen, und zwar im Grunde die einer Person, die einer sexuellen Minderheitsorientierung angehört. Eine weitere Hypothese ist, dass sexueller Missbrauch, der vor allem von Männern verübt wurde, dazu führt, dass Jungen glauben, sie seien homosexuell. Eine dritte Erklärung dafür ist, dass der sexuelle Missbrauch von Mädchen durch männliche Täter dazu führt, dass die Opfer eine Abneigung gegen sexuelle Beziehungen mit Männern haben. Sie sehen sie mit Angst, Ekel und Scham an, fühlen sich davon abgestoßen und wollen es um jeden Preis vermeiden. Und die vierte These lautet, dass sexueller Missbrauch von Jungen durch Männer Homosexualität „beibringt“, und das wurde auch von Cameron und Cameron 1995/1996 und LeVay 1996 angeführt.

Richard Cohen sagt in seinem Buch Coming Out Straight: Understanding Same-Sex Attractions im Grunde, dass die meisten sexuell missbrauchten Kinder bereits eine abwehrende Distanziertheit zu dem gleich- oder andersgeschlechtlichen Elternteil hatten. Erinnert euch daran, dass wir in der letzten Folge, in der 7. Folge, über das Konzept der abwehrenden Distanziertheit sprachen. Der Junge hat sich von seinem Vater distanziert [abgegrenzt] und sich mehr an seine Mutter gebunden. Dieser Junge war aufgrund seiner Veranlagung und der abwehrenden Distanziertheit anfälliger für den Missbrauch durch einen männlichen Täter. Und es gibt etwas sehr Interessantes an diesen Tätern, die das Kind, das diese unerfüllten homoemotionalen Bedürfnisse in sich trägt (homoemotionale Bedürfnisse sind die emotionalen Bedürfnisse, die vom Elternteil des gleichen Geschlechts gestillt werden sollen), leicht wahrnehmen. Es ist irgendwie so, dass sie eine Art Gespür dafür haben, welche Kinder traumatisiert sind oder Liebe und Bindung brauchen. Und der Täter ist in der Regel ein Familienmitglied oder ein sehr enger Familienfreund. Das Interessante daran ist, dass der Missbrauch sehr heimtückisch ist. Es beginnt mit emotionaler Intimität, mit „liebevoll sein“ [Zeigen von Liebe], und dann wird es sexuell. Was damit beginnt, das Vertrauen des Kindes zu gewinnen und die gleichgeschlechtlichen Liebesbedürfnisse zu erfüllen, die vom Elternteil des gleichen Geschlechts beim Kind hätten erfüllt werden sollen, wird [nun] von dem männlichen Täter erfüllt, und dann wird die Beziehung so verändert, dass sie Sex beinhaltet. Es ist sehr wichtig zu wissen, dass dies eine sehr verwirrende Botschaft an das Kind sendet, das sich [einfach nur] nach Liebe sehnt und leicht zu beeindrucken ist. Diese gemischten Botschaften im verwirrten Gehirn des Kindes lauten etwa so: Ich bekomme Liebe. Ich werde gleichzeitig mit Sex und Intimität konfrontiert. Und all das wird miteinander verwoben, es wird sehr verwirrend, besonders wenn homosexuelles Verhalten im Spiel ist. Die Botschaft, die das Kind an diesem Punkt erhält, lautet: Wenn ich von einem Mann geliebt werden will, wenn ich Liebe von einem Mann erhalten will, muss ich Sex mit diesem Mann haben. Viele Überlebende von sexuellem Missbrauch in der Kindheit denken: Weil ich während des Missbrauchs sexuell erregt war, beweist das meine sexuelle Orientierung. Wenn ein Kind also emotional von der Quelle der Liebe in seinem Leben losgelöst ist, wird das erlernte Sexualverhalten aus diesem Vorfall als Mittel zur Erfüllung der unerfüllten homoemotionalen Liebesbedürfnisse wiederholt.

Über sexuellen Missbrauch: Ein persönlicher Bericht

Waheed: Im weiteren Verlauf dieser Folge werde ich einen Teil meiner eigenen Geschichte erzählen und meinen Brüdern und Schwestern mit gleichgeschlechtlicher Anziehung, die ebenfalls sexuellen Missbrauch überlebt haben, einige Botschaften mitgeben, sowie allen Eltern, Familienmitgliedern, Freunden, Imamen und Gemeindeleitern, die diese Folge hören. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mich die Worte „sexueller Missbrauch“, „Belästigung“, „Übergriff“ oder irgendetwas Ähnliches in eine Abwärtsspirale brachten. Es war ein langer Weg und – alhamdulillah – bin ich jetzt so weit, dass es mich nicht mehr triggert, wenn ich [nur] darüber rede oder schreibe, alhamdulillah. Ja, ich bin ein Überlebender von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und ich weiß, dass es vielen Zuhörern genauso gehen könnte. InshaAllah werden wir in der 2. Staffel dieses Podcasts ausführlicher über dieses Thema sprechen, aber einige Punkte sind [bereits] in dieser Folge erwähnenswert, da wir dieses Thema bereits angeschnitten haben. Eine Sache, die erwähnenswert ist, ist, dass es für das Kind, das dies erlebt, gleichzeitig schmerzhaft und angenehm ist, und das bringt es durcheinander. Ihr erinnert euch, dass ich in den letzten paar Minuten über die widersprüchlichen und gemischten Botschaften gesprochen habe, die das Kind erhält, und das Gehirn beginnt, dies als eine Verwechslung von Liebe, Sex und Intimität zu interpretieren. All das ist miteinander verwoben, vor allem, wenn homosexuelles Verhalten im Spiel ist. Vor allem für ein junges Kind, das noch gar nicht mit dem Thema Sex oder der Funktion der Genitalien in Berührung gekommen ist, herrscht in diesem Moment ein großes Durcheinander. Neben einer Menge Scham, weiß unsere angeborene Veranlagung, dass das, was in diesem Moment passiert, etwas Unnatürliches ist. Aber der Täter, der Missbraucher, zeigt auch Interesse und schenkt dem Kind Aufmerksamkeit. Und wie ich schon sagte, ist das Kind in den meisten Fällen jemand, der diese Aufmerksamkeit und Liebe braucht. Und was den Schmerz noch vergrößert, ist, dass diese Täter zur Familie gehören und das Kind denkt: Das ist mein Onkel. Das ist mein Cousin oder meine Cousine. Das ist sogar mein Elternteil. Das ist mein Geschwisterchen. Das ist der Freund meines Vaters. Das ist die Freundin meiner Mutter. Das ist Familie. Sie würden mir nicht wehtun. Und viele dieser Täter wissen, wie sie das Kind unter Druck setzen können, damit es das Geheimnis für sich behält, entweder durch Drohungen, vor allem wie „Ich werde es Mama oder Papa erzählen“, sodass es zum „Fehler des Kindes“ wird [d. h. es dafür verantwortlich gemacht wird], insbesondere wenn es dem Kind gefallen oder Spaß gemacht hat. „Das soll unser kleines Geheimnis bleiben.“ Und Kinder vergessen nicht. Ich selbst kann mich noch an jeden Moment dieses Missbrauchs erinnern. Ich erinnere mich sogar noch an das Parfüm des Mannes und wenn ich das heute an jemandem rieche, erinnert mich das [sofort] an diesen Vorfall. Es bringt mich zurück und, subhanAllah, es ist einfach erstaunlich, wie die Erinnerung mit unseren Sinnen verbunden ist. Manche Dinge lassen uns einfach nicht los. Sie sind in unserer Seele eingebrannt, wie es heißt. Ich erinnere mich, dass es in meinem Fall damit begann, dass die Person die Initiative ergriff, sich zu entkleiden und es mir bequemer zu machen9. Und für mich war es sehr erregend, zum ersten Mal männliche Genitalien an jemand anderem zu sehen. Ich schämte mich sehr und war sehr verwirrt. Ich hatte große Schmerzen. Aber ich war auch neugierig. Und dieser Mensch war stärker. Er war liebevoll. Er war freundlich, aber er war auch fordernd.

,Zeig es mir‘, sagte er, ,es ist schon in Ordnung‘.

Und für ein Kind fühlt sich das sehr grob an. Es fühlt sich an, als ob man entblößt [ungeschützt/ausgesetzt] ist, wenn man das tut. Und die Worte, die er benutzte, die Gefühle, der Gesichtsausdruck, sie zeigten Freude. Mir wurde das Gefühl gegeben, dass ich wichtig bin, dass sich… jemand für mich interessiert. Jemand liebt mich wirklich. Jemand kümmert sich wirklich um mich. Das sind die Botschaften, die ich in diesem Moment bekam. Aber ich weiß, dass sich ein Teil von mir an diesem Tag veränderte. Und das geschah nicht nur einmal, sondern viele Male. Ich konnte es nicht verstehen. Ich konnte es nicht erklären. Erst Jahre später verstand ich, was mit mir geschehen war und wie es sich auf mich ausgewirkt hatte, und dann wurden all die Wut und der Schmerz frei. Und dann kam eine Menge Schmerz zum Vorschein, und dann Heilung usw. Für ein Kind fühlt es sich – und das ist sehr wichtig zu wissen – für mich fühlte es sich wie eine „Grundeinstellung“ an. Dass jedes Mal, wenn eine männliche Person Interesse an mir zeigt, sie im Gegenzug etwas Sexuelles erwartet. So habe ich die Botschaft verinnerlicht. Jedes Lächeln, jeder Händedruck, sogar eine Umarmung von einem Verwandten oder einem Familienmitglied wurde als solches interpretiert, auch wenn das nicht die Absicht war. Das ging so weit, dass es mich verwirrte, wenn jemand aufrichtiges Interesse zeigte und nichts Sexuelles dabei war, denn das war ja die Botschaft, die ich so viele Jahre lang verinnerlicht hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich wie ein Stück Fleisch behandelt wurde. Jedes Interesse musste mit sexuellen Handlungen gleichgesetzt werden.

,Wart’s nur ab‘, sagte ich mir, ,dann werden sie ihre Masken fallen lassen. Sie werden ihre wahren Absichten zeigen.‘

So fühlte es sich an, als ich aufwuchs, ganz zu schweigen davon, dass die Gehirnbahnen so verdrahtet werden, dass sich sogar die sexuellen Fantasien in der Pubertät um ähnliche Ereignisse drehen. Jeder Gedanke daran erregt uns, und das macht die Scham noch größer, denn es ist schmerzhaft und aufregend zugleich. Und was wirklich schmerzhaft ist, ist, dass das Kind dies als seine eigene Schuld interpretiert.

Als Kind hatte ich immer das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt, als ob ich derjenige wäre, der diese Männer verführte. Ich wäre die ganze Zeit derjenige, der das initiierte. Vielleicht war ich derjenige, der es so gewollt hat. Ich war derjenige, der schuld war.

Ich habe mit so vielen Überlebenden von sexuellem Missbrauch gesprochen und sie sagten [genau] dasselbe. Sie hatten die Botschaft verinnerlicht, dass es ihre Schuld war. Entweder wurde ihnen das explizit gesagt oder sie haben aufgrund der Verwechslung, des Schmerzes, der Scham und der negativen Selbstgespräche und der Art und Weise, wie der Verstand es verinnerlicht hat, ständig die Schuld auf sich genommen. Es war ihre Schuld. Sie hätten das nicht tun dürfen.

Stell dir vor, dass du all das durchlebst, diese Szene immer und immer wieder in deinem Kopf durchlebst, all die Verwirrung, die Scham, die Schuldgefühle, die Lust und die Erregung auf einmal spürst, ohne etwas davon zu verstehen, ohne die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Ich weiß noch, dass als ich endlich den Mut hatte, es meinen Eltern zu sagen, sie mir nicht glaubten und sagten, ,das habe ich mir nur eingebildet.‘

Jetzt ist es sehr wichtig, sich klarzumachen, dass es viel Mut erfordert, unglaublich viel Mut, jemandem davon zu erzählen. Aber es ist ein großer Schlag ins Gesicht, wenn man dir nicht glaubt, wenn du das erzählst. Mir persönlich hat es sehr geholfen, Jahre später darüber zu sprechen, mir die Dinge von der Seele zu reden und zu erkennen, dass es nie meine Schuld, sondern dass ich derjenige war, der benutzt wurde. Die Tatsache, dass ich es genossen habe, bedeutet nicht, dass ich derjenige war, der die Schuld trägt. Das Vergnügen gehörte einfach dazu. Und ich musste jahrelang mit den Folgen [davon] leben. Ich hasste die Männer, die mir das antaten. Ich hasste ihre Familien. Ich habe mich selbst viel zu lange gehasst. Aber im Laufe des Heilungsprozesses wurde mir klar, dass diese Vorfälle nicht mich definieren. Ja, an einige dieser Erinnerungen werde ich mich immer erinnern. Aber heute betrachte ich sie als diese Erinnerungen, die mich daran erinnern, wie weit ich gekommen bin, alhamdulillah, die mich an meine Widerstandsfähigkeit und meinen Lebenssinn erinnern, die mir helfen, eine Stimme für diejenigen zu werden, die keine Stimme haben. Und schließlich, nachdem ich das Trauma überwunden hatte, war es an der Zeit, loszulassen.

Ich wollte nicht, dass diese Menschen oder diese dunklen Erinnerungen noch irgendeine Kontrolle über mein Leben oder meinen Verstand haben. Das war ich mir in erster Linie selbst schuldig, dass ich einfach loslassen musste. Ich hasste sie nicht mehr. Ich vergab ihnen und sage jetzt, möge Allah ihnen vergeben, denn diese Menschen wussten es nicht besser.

Über sexuellen Missbrauch: Botschaften zum Mitnehmen

Waheed: Über Missbrauch in der Kindheit, insbesondere sexuellen Missbrauch, wird in unseren muslimischen Gemeinschaften selten oder gar nicht gesprochen. Dabei ist es ein großes Thema. Er ist in unseren Gemeinschaften weit verbreitet. Wir sollten uns nicht länger [vor dieser Tatsache] verstecken. Kindesmissbrauch und Pädophilie sind in den muslimischen Gemeinschaften weit verbreitet und es tut weh, das zu sagen. Aber das ist [nun mal] die Wahrheit und wir müssen das zugeben. Lasst uns nicht davor zurückschrecken. Das ist ein großes Thema, das jeden Tag unzählige Menschenleben betrifft. Das hat nichts mit dem Islam zu tun, und ehrlich gesagt ist das auch ein Disclaimer, den wir immer wieder machen müssen, und das wird langsam ermüdend. Es hat nichts mit dem Islam zu tun. Es hat mit einer Kultur zu tun, es hat mit einer Gesellschaft zu tun, es hat mit der Mentalität von Menschen zu tun, es hat mit verletzten Menschen zu tun, die selbst gebrochen sind und das an Kindern auslassen. Ich habe unzählige Geschichten von Jungen und Mädchen gesehen und gelesen, die Ähnliches erlebt haben, das viel schlimmer war als was mir widerfuhr. Ich habe im Laufe der Jahre E-Mails von Brüdern und Schwestern erhalten, die als Kinder, Jugendliche und sogar als Erwachsene Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch erlebt haben. Einige von ihnen haben sich dadurch mit Geschlechtskrankheiten und sogar HIV/AIDS angesteckt, ganz zu schweigen von dem emotionalen und psychologischen Trauma. Das Trauma hält lange an und ist sehr behindernd. Und das hat nichts mit der Religion, dem sozioökonomischen Status, dem Bildungsstand oder sonst etwas zu tun. Es handelt sich um ein echtes gesellschaftliches Problem, das unter den Teppich gekehrt wird.

Genug ist genug. Wir müssen darüber reden.

Bitte scheut euch nicht, diese Themen zu diskutieren. Es ist an der Zeit, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Wenn du das noch nie selbst erlebt hast, dann, alhamdulillah, geht es dir besser als vielen von uns. Biete uns deine Hilfe an, denn es gibt viele leidende Seelen da draußen. Bitte verbreite nicht die gleichen alten Mythen – es geht nie um das Verhalten eines Kindes oder um die Art, wie es gekleidet ist, oder weil es hyperaktiv oder trotzig ist. Manche Leute geben den Kindern die Schuld, ob ihr glaubt oder nicht. Darum geht es aber nie. Und es ist [auch] nie einfach ein Typ, der Kinder mag. „Ach, er mag einfach Kinder.“ Nein, das ist es nicht. Es ist ein Machtungleichgewicht. Es geht um Beschämung. Es geht um die Verwechslung von Schmerz und Vergnügen. Es geht um ein Trauma. Wenn dieses Trauma unbehandelt bleibt, kann es ein Leben lang anhalten und den Menschen zerstören. Es frisst ihn von innen heraus auf. Wenn ich euch in diesem Moment um eines bitte, dann dass ihr eure Kinder zur Wachsamkeit erzieht. Bitte erzieht eure Kinder, eure Geschwister, eure Cousins und Cousinen, die Kinder eurer Kollegen. Vermittelt ihnen, dass ihr Körper ein heiliges Gebiet ist. Niemand sollte jemals ohne ihre Erlaubnis mit ihnen in Kontakt kommen, nicht einmal für eine Umarmung oder einen Kuss. Ermöglicht ihnen ein Umfeld, in dem sie alles mit euch teilen können, ohne Angst zu haben oder verurteilt zu werden. Ich wende mich an die Eltern. Spricht mit euren Kindern darüber und sorgt dafür, dass sie sich euch gegenüber öffnen können, wenn etwas in ihrem Leben schief läuft. Achtet auf Stimmungsschwankungen, die sie zeigen, und stellt ihnen Fragen, um sicherzugehen, dass sie – egal ob es dein eigenes Kind, dein Geschwisterkind, dein Verwandter oder wer auch immer das Kind ist – in Sicherheit sind. Wenn ein Vorfall passiert, Gott bewahre, dann prüft das sofort nach und lasst es nicht auf sich beruhen. Lasst es niemals auf sich beruhen. Ermittelt sofort.

Und bitte, glaubt euren Kindern, wenn sie euch erzählen, dass etwas passiert ist.

Es gibt viele Möglichkeiten [das zu behandeln]. Therapie ist eine davon. Wenn das Trauma in einem frühen Stadium behandelt wird, stehen die Heilungschancen besser. Und das Wichtigste: Bietet immer Liebe an. Die Wunden sind sehr tief. Wir brauchen mehr Bewusstsein und bessere Bemühungen, um dieses Thema anzugehen. Schaut, wie ihr helfen könnt. Vielleicht rettet ihr am Ende das Leben eines anderen Menschen.

Wenn du ähnliche Erfahrungen gemacht hast und es dich immer noch schmerzt, möchte ich dir sagen, dass mein Herz und meine Gedanken bei dir sind. Wir sind bei dir.

Viele von uns waren dort und viele von uns sind immer noch dort, und ich war jahrelang dort. Ich habe dadurch Süchte entwickelt, die viele meiner psychischen Störungen weiter anheizten. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Du wirst geliebt, du bist wichtig und wir sind für dich da. Du bist ein erstaunlicher und außergewöhnlicher Mensch. Egal, was irgendjemand sagt, egal, was dein Verstand dir einredet, das macht dich nicht aus, und es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, dass das sehr schwierig ist, aber bitte wende dich an eine vertraute Person in deinem Leben, sei es ein Elternteil, ein Geschwisterteil, ein Verwandter oder ein Freund. Sprich dir das von der Seele. Du wirst nicht heilen, wenn du das nicht tust. Wenn es in deiner Nähe eine Anlaufstelle gibt, bei der du solche Vorfälle melden oder Zuflucht, Therapie oder Hilfe suchen kannst, dann zögere nicht, dort anzurufen. In vielen Fällen ist das gar nicht so einfach. Du könntest, weiß Gott, überwacht oder bedroht werden, wenn du den Vorfall meldest. In vielen unserer Gemeinschaften, in der muslimischen Welt, je nachdem, wo wir leben, in unseren Kulturen, ist es ein großer Skandal, eine große Sache in der Familie, wenn es sich herumspricht. Viele von uns haben Angst und es gibt eine Menge Panikmache, die gegen uns verwendet wird, um nicht erwischt zu werden – von den Tätern selbst. Lass dich davon nicht einschüchtern. Gib nicht nach. Die Wahrheit ist, dass die Täter selbst diejenigen sind, die bedroht werden, und sie sind gebrochen und schwächer, als du dir vorstellen kannst. Ich bete für dich. Wir beten für dich, und meine Gedanken und Gebete sind immer bei dir. Bitte wisse, dass du nicht allein bist. Du bist nie allein. Ich bete dafür, dass du deinem Trauma und deinem Schmerz entkommst.

Und ich bezeuge von ganzem Herzen, dass es eine Chance auf Heilung gibt, eine Chance auf ein neues Leben, eine neue Liebe, neue Hoffnungen und Träume. Das hast du verdient.

Auch dieses Thema werden wir inshaAllah in der 2. Staffel ausführlicher besprechen. Aber ich wollte diese Punkte nur erwähnen, da das Thema in dieser Folge behandelt wird. Wenn du mit mir darüber sprechen möchtest, wenn du das Gefühl hast, dass… Ich hoffe wirklich, dass du mir vertrauen kannst [dass du das Gefühl hast, mir vertrauen zu können]. Wenn du ein Überlebender oder bereit bist, darüber zu reden, wenn du dir das von der Seele reden willst, kannst du mir jederzeit eine E-Mail schreiben und ich bin da, um zuzuhören, zu lesen und dir zu helfen, inshaAllah, auf welche Weise auch immer ich kann. Bitte melde dich per E-Mail bei mir: awaybeyondtherainbow@gmail.com

Schlussbemerkungen

Waheed: Und damit sind wir am Ende der heutigen Folge angelangt. Bisher haben wir in der letzten und in dieser Folge das große Thema der Entstehung gleichgeschlechtlicher Anziehung behandelt. Wir haben über die Rolle der Genetik, die Veranlagung, die Familiendynamik, die homoemotionalen und heteroemotionalen Wunden gesprochen. Wir haben über schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen, Männlichkeits- und Weiblichkeitsminderwertigkeitskomplexe, Körperentfremdung sowie über die Rolle von Gesellschaft, Kultur, Missbrauch und anderen Faktoren bei der Entstehung von SSA gesprochen. Es ist sehr wichtig, noch einmal zu betonen, dass es sich um eine Konstellation von Faktoren handelt, die wir in der letzten Folge erwähnt haben. Es handelt sich um eine Gruppe von Störvariablen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, SSA zu entwickeln, umso größer ist, je mehr von ihnen vorhanden sind. Außerdem ist es sehr wichtig zu wissen, dass es auch vom Menschen und seinen Lebenserfahrungen abhängt und dass keine zwei Fälle von gleichgeschlechtlicher Anziehung gleich sind. In der nächsten Folge wird inshaAllah mein lieber Freund Fares mit dabei sein und wir werden das Thema Scham im Zusammenhang mit gleichgeschlechtlichen Anziehungen noch einmal aufgreifen und über die psychologischen Abwehrmechanismen sprechen, die wir an den Tag legen, sowie über einige Merkmale und Eigenschaften, die für die homosexuelle Verfassung relevant sind. Ich möchte diese Folge mit dem folgenden Zitat von Jeanne McElvaney beenden, die sagte:

Wir sind nicht das Unkraut in der Ritze des Lebens, wir sind die starken, erstaunlichen Blumen, die einen Weg gefunden haben, unter den schwierigsten Bedingungen zu wachsen.

Du hast dir „A Way Beyond the Rainbow“ mit Waheed Jensen angehört. Ich hoffe und bete, dass ihr eine wunderbare Woche vor euch habt. Bleibt bitte sicher und gesund. Ich würde mich freuen, von euch zu hören inshaAllah, wenn ihr Zeit habt. Bitte bleibt in Kontakt. Und ich freue mich darauf, nächste Woche inshaAllah gemeinsam mit meinem lieben Freund Fares mit euch zu sprechen. Bis dahin, passt auf euch auf. Assalamu alaikum wa rahmatullahi wabarakatuh.

  1. Gemeint ist der Verstand bzw. konkret die Denkweise
  2. d. h. was ihn als Person ausmachte; er verhielt sich immer so, wie es von ihm erwartet wurde
  3. d. h. jemand meidet die Dinge, die ihm ein Gefühl geben, „nicht genug“ zu sein
  4. im Sinne von Hin- und Herschwenken zwischen diesen beiden Extremen
  5. sorry, aber das *mussten* wir geradezu vorheben, Thema Zina, Feminismus usw.!!
  6. distanziert, Anspielung auf das Konzept der abwehrenden Distanziertheit bzw. eben Loslösung
  7. d. h. die sexuellen Experimente
  8. Allahu Akbar! Wieder Thema Zina :'(
  9. d. h. dass er eine wohlige/angenehmen Atmosphäre errichtete

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